Liebe Bürgerinnen und Bürger,
weltpolitische Konflikte haben unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern offengelegt und führten im vergangenen Winter zu enormen Preissteigerungen. Politische Entscheidungsträger wurden zu einer radikalen Neuausrichtung im Bereich Klima gezwungen. Die daraus bislang abgeleiteten Gesetzlichkeiten verlangen Hauseigentümern mitunter viel ab. Am Beispiel des Quartiers Offenhain Süd in der Neuen Zeit wird im Rahmen eines Kfw-geförderten Konzepts aktuell untersucht, wie eine energetische Sanierung von großem Gebäudebestand gestaltet werden muss, um einerseits gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen und andrerseits die im Quartier vorherrschenden niedrigen Mieten möglichst beizubehalten.
In enger Abstimmung mit den Wohnungsunternehmen und der Sömmerdaer Energieversorgung (SEV) ist die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH (DSK) beauftragt, Lösungen zu entwickeln, die zum einen wirtschaftlich sind, aber vor allem auch einen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele beitragen.
Die Ergebnisse dieses Konzepts sollen beitragen zur Beantwortung der Fragen:
Ich lade Sie herzlich ein, den Prozess des Klimaquartiers Offenhain Süd aktiv zu verfolgen.
Ihr Bürgermeister
Ralf Hauboldt
Städtebaulich geprägt von den Mitte der 1970er Jahre erbauten, fünfgeschossigen Zeilen in der Lucas-Cranach-Straße und dem 1984 ergänzten Geschossbaut in der Vieselbacher Straße weisen die Gebäude einen hohen Sanierungsstau auf. Die fehlende Dämmung von Fassade und Dach führt zu überhöhten Energieverbräuchen und damit auch zu hohen Nebenkosten für die Mieter.
Eine Besonderheit im Quartier stellt der Garagenkomplex mit 869 Garagen am südöstlichen Rand des Wohngebiets dar. Einerseits als eine Form von Kulturgut ansehbar, andererseits ist ein Großteil der Garagen zweckentfremdet und aufgrund der Stadtrandlage und fehlender sozialer Kontrolle Ort illegaler/krimineller Aktivitäten und damit Angstraum. In klimatischer Hinsicht stellt dieser Bestand eine großflächig versiegelte Fläche dar.
Das Integrierte energetische Quartierskonzept zeigt kurz-, mittel- und langfristige Handlungsmöglichkeiten auf, wie innerhalb eines untersuchten Gebietes der Energieverbrauch verringert, die Nutzung erneuerbarer Energien erhöht und somit der Treibhausgasausstoß reduziert werden kann. Zugleich sollen Maßnahmen und Möglichkeiten zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels aufgezeigt werden.
Von Interesse sind dabei alle klimarelevanten Bereiche, neben den Gebäuden, der Energieerzeugung und -nutzung ist es u.a. auch der Sektor Mobilität. Die Untersuchung verfolgt einen integrierten Ansatz, d.h. die Fragestellungen des Klimaschutzes werden mit anderen aktuellen oder perspektivisch wichtigen Themen – bspw. Städtebau, demografischer Wandel, Digitalisierung – in Verbindung gesetzt.
Mithilfe der KfW-432 Förderung wird für das Quartier Offenhain Süd intensiv untersucht, wie die Klimawende am Beispiel mehrerer unsanierter Plattenbauten sozialverträglich gelingen kann. In enger Abstimmung mit dem örtlichen Energieversorger, den beiden Sömmerdaer Wohnungsunternehmen und der Stadt sollen Versorgungskonzepte neu gedacht und dabei auch Möglichkeiten einer dezentralen Energieversorgung für einen Teil des Gebäudebestandes diskutiert werden.
Parallel zu den energetischen Betrachtungen sollen die Wohnqualität als auch die städtebauliche Qualität des Quartiers gesteigert werden, indem Vorschläge für einen, aufgrund von Leerstand, notwendigen Teilrückbau entwickelt werden. Darüber hinaus wird untersucht, wie sich die Gebäude barrierereduziert umbauen lassen. Die vorhandenen Grün- und Freiflächen werden auf ihre Qualität hin untersucht und Vorschläge für eine zeitgemäße und klimaverträgliche Umgestaltung entwickelt.
Damit legt das Konzept den Grundstein für eine nachhaltige, sozialverträgliche und klimagerechte Sanierung des Quartiers.
Ein energetisches Quartierskonzept besteht aus vier grundlegenden Bausteinen.
Welche Energien kommen zur Versorgung des Quartiers zum Einsatz und wie hoch ist der Verbrauch Wie hoch ist der Motorisierungsgrad im Quartier? Wie ist die verkehrliche Infrastruktur im Quartier aufgebaut? Welchen Beitrag leisten die vorhandenen Grünflächen zur Klimaanpassung? Die Daten sind anonymisiert, Rückschlüsse auf konkrete Personen können nicht erfolgen.
Die Ausgangsanalyse mündet in die Erstellung der Energie- und Treibhausgasbilanz. Sie zeigt, welche Energieträger in welchen Mengen zum Einsatz kommen und wie sie sich auf einzelne Sektoren und Bereiche aufteilen. Durch Indikatorbildung können die Werte mit anderen Gebieten verglichen und Rückschlüsse auf Handlungsbedarfe gezogen werden.
Wo liegen die Potenziale für Energieeinsparung und -effizienz? Es werden Handlungsbereiche identifiziert und unterschiedliche Optionen zur Verringerung des Energiebedarfs und CO2-Ausstoßes untersucht. Die einzelnen Potenziale werden in Szenarien zusammengeführt, um zu skizzieren, wie die Klimaschutzziele erreicht werden können.
Für die Ausschöpfung der Potenziale werden konkrete Maßnahmenempfehlungen formuliert. Dies können investive oder nichtinvestive Handlungen sein. Wichtig ist auch deren Sozialverträglichkeit und Finanzierbarkeit, sodass u.a. Hinweise zu Fördermöglichkeiten erfolgen.
Die Erstellung der Quartierskonzepte wird über die KfW-Bank im Rahmen des Programmes Energetische Stadtsanierung finanziert. Darüber hinaus erfolgt eine Co-Finanzierung über die Thüringer Aufbaubank aus dem Förderprogramm KlimaInvest. Die kumulierte Förderquote erreicht somit 95 Prozent.
Quartier Rohrhammerweg
Im Quartier Rohrhammerweg wurde mithilfe eines Klimaquartierskonzepts eine Lösung entwickelt, welche die saisonal komplementären Energieverbräuche der Wohngebäude mit denen des angrenzen-den Freibads effizient miteinander verbindet. Im Jahr 2022 wurde ein Nahwärmenetz fertiggestellt, welches das Schwimmbad mit dem Quartier Rohrhammerweg verbindet. Ein Blockheizkraftwerk auf dem Gelände des Freibads beheizt das Badewasser im Sommer und die Wohnhäuser im Winter. Damit wurde für alle Beteiligten die wirtschaftlichste und gleichzeitig klimafreundlichste Lösung gefunden und umgesetzt.
Klingersiedlung
Nach erfolgtem Rückbau leerstehender Wohnhäuser wurde die entstandene Brachfläche mit einem Bebauungsplan für die Schaffung von Eigenheimen hergerichtet. In Vorbereitung einer klimatisch und energetisch sinnvollen Neubebauung und energetischer Gebäudesanierungen wurde für die Klingersiedlung ein energetisches Quartierskonzept erstellt und anschließend daran ein energetisches Sanierungsmanagement eingesetzt. Damit wurde die Klingersiedlung als dauerhaft attraktiver Wohnstandort gesichert und weiterentwickelt.
Wohnquartier „Grüne Mitte“
Auf Grundlage eines weiteren im Jahr 2014 erstellten Klimaquartierskonzepts wurde das innenstadtnahe Wohnquartier „Grüne Mitte“ entwickelt. Die Sömmerdaer Wohnungsunternehmen WGS und WOBAG haben hier bedarfsgerechte und den Aspekten der klimagerechten Stadtentwicklung folgende Neubauten errichtet.
Mit Bau eines Blockheizkraftwerkes für ein Nahwärmenetz durch die Stadtwerke Sömmerda wurde ein nachhaltiges und klimagerechtes Stadtquartier Realität. Das Projekt wurde 2018 mit dem Preis der Thüringer Wohnungswirtschaft ausgezeichnet.
Siedlung „Gartenberg“
Im Rahmen der Gesamtstrategie „klimagerechte Stadtentwicklung“ wurde 2013 ein erstes Klimaquartierskonzept für die Siedlung Gartenberg erstellt.
Ansprechpartner
Stadtverwaltung Sömmerda
Marktplatz 3-4
99610 Sömmerda
Ansprechpartner:
Ulrich Braem
Telefon: +49 3634 3500
E-Mail: bauamt@stadtsoemmerda.de
DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH
Erfurter Straße 11
99423 Weimar
Ansprechpartnerin:
Susanne Schwanitz
Telefon: +49 3643 541452
E-Mail: susanne.schwanitz@dsk-gmbh.de